Zum ersten Mal nahm ich nach 10 Weltmeisterschaften ohne Unterbruch nicht als aktiver Pilot an der WM teil. Ich kann nur sagen: Es hat riesig Spass gemacht!
Begonnen hat unser Team das Jahr mit einem Baubewertungs Trainingstag. Unser IJMC Chefpunktrichter hat das neue Reglement Punkt für Punkt erklärt. Er hat in einer aufwendigen Präsentation aufgezeigt worauf wir bei unserem Modell und der Baudokumentation achten müssen. Er konnte uns kein fertiges Menue servieren, aber jedes Team Mitglied wusste am Abend auf was es bei den verschiedenen Bewertungspunkten achten muss. Es sollte sich zeigen, dass sich dieser Tag gelohnt hat.
Es wird zunehmend schwieriger geeignete Trainingsmöglichkeiten auf unseren Militärflugplatzen oder auf geeigneten Modellflugplätzen zu finden. Wir wollen, ja müssen mit unseren Wettbewerbsmodellen fliegen. Nur so sind wir sicher, dass die Technik auch an der WM funktioniert. Nur auf grossen Plätzen können wir dies gefahrlos für unsere Modelle tun. Trainings an einem einzigen Tag erfordern von den Mannschaftsmitgliedern viel Aufwand betreffend der Anfahrt. Die Zeit zwischen 10:00 und 17:00 mit Mittagspause muss voll genutzt werden, damit jedes Mannschaftsmitglied zum erwünschten Training kommt. Die Helfer möchten für ihren Aufwand ja auch noch einen oder zwei Flüge machen. Mit einem technischen Problem ist der Trainingstag gelaufen.
In diesem Jahr habe ich etwas Neues versucht. Zweimal eine Trainingswoche in Ivrea.
Warum Ivrea: Geeigneter Platz in 300- 400km Entfernung vom Wohnort der Mannschaftsmitglieder. Wetter im Frühjahr bereits warm. Grosszügiges Gelände mit 100m Asphalt und 800m Rasenpiste. Keine Limiten betreffend Flugzeiten. Gedeckter Unterstand für Einstellungen, Reparaturen, Wartungsarbeiten am Modell.
Fazit: 6 von 7 Mannschaftsmitgliedern waren mindestens eine Woche vor Ort. Täglich wurden gesamthaft bis zu 30 Trainingsflügen gemacht. Wir lernten einander viel besser kennen und wussten so wie der Andere tickt, auch unter Stress. Auch Pilot und Helfer haben sich auf diese Weise sehr gut gefunden. Die Wertvollen Tipps der Punktrichter, Piloten und Helfer konnten in Ruhe diskutiert werden, weil wir ja keinen Zeitdruck hatten. Von Martin Lüthi den ich speziell erwähnen möchte kam viel gute und hilfreiche Kritik, sowie wertvolle Hinweise betreffend Flug und Programm ins Team. Es war die nötige Zeit vorhanden auch neue Figuren auszuprobieren, oder an einer Figur zu arbeiten, bis alle im Team zufrieden waren. Dies hat uns als Mannschaft zusammengeschweisst.
Weltmeisterschaft Leutkirch im Allgäu:
Nun war die Woche der Wahrheit gekommen. Die Modelle waren grösstenteils bis auf etwas Kosmetik fertig. Unser Trainingsslot am Freitag versprach bei super Wetter viel. Wir konnten auch zum ersten Mal die Geheimwaffe die Raimund aus Lichtenstein mitgebracht hat ausprobieren. Alle waren von der kleinen runden Tafel die uns die Sonne ausgeblendet hat begeistert. Leider hatte Peter Turbinenprobleme, welche erst gegen Abend durch die JetCat Crew behoben werden konnten. Er konnte aber seinen Trainingsflug nachholen. Adi machte 2 Flüge. Er suchte zu dieser Zeit immer noch das Vertrauen in die Technik. Der Absturz der Trainingsmaschine machte ihm immer noch Angst bei jeder Rollfigur. Bei Raimunds zweitem Flug blieb ein Fahrwerkbein drin. Er musste notlanden.
Als Team Leader war ich an diesem Abend mit meinen Jungs trotz der Probleme mehr als zufrieden, Niemand mit oder ohne Probleme musste sich allein gelassen fühlen. Schön war auch, dass sofort WM Teilnehmer bei uns am Standplatz waren, die Hilfe anboten Raimunds Flugzeug zu reparieren!! Raimund konnte nach Hause fahren und bis am Samstag zusammen mit den Teilen eines WM Teilnehmers und der Hilfe eines Bekannten alles reparieren.
1. Durchgang:
Walti war wohl etwas sehr nervös und hat vergessen, beim Start die Bremsen zu lösen. Dank eine starken Turbine kam er auch so in die Luft. Sein restlicher Flug war soweit gut. Die Landung ohne mehr wirksame Bremsen etwas lang. Logisch war er nicht zufrieden.
Roger mit der kleinen F-15 kam auch nicht in gewohnter Art durch seinen Wertungsflug und war dementsprechend nicht zufrieden.
Adi begann mit einem Traumstart. Leider blieb ein Fahrwerkbein draussen und so war nicht wirklich eine gute Leistung möglich. Bei der Landung sahen wir das Übel. Ein Rad war quer. Die Geradeführung der Fahrwerkscheren war gebrochen. Das hiess Streichresultat. Zum Glück hatte Thomas Höchsmann noch ein Fahrwerk zu Hause. Dank dem war das Flugzeug bis zur Bauwertung wieder Einsatzbereit.
Pascal begann so, wie das Wetter während der ganzen Woche war. Super Flug.
Andi machte es genauso gut.
Bei Raimund war spürbar, dass er noch nicht 100% sicher war, wegen seiner Technik. Sein Flug war gut, aber wir wussten Raimund kann’s besser.
Peter’s Turbine wollte wiederum nicht. Dank dem die Amis und weitere Teilnehmer wegen technischen Problemen einen Nachstart bekamen, monierte auch ich beim Wettbewerbsleiter. Peter‘s erster Flug war gut. Das Flugzeug scheint ihm wirklich zu liegen.
2. Durchgang
Roger konnte nicht fliegen, weil das Triebwerk am Start versagte. Alle anderen Piloten zeigten gute bis sehr gute Flüge?.
Bauwertung
Ja die Bauwertung, das Sorgenkind aller Teilnehmer, nicht so aus meiner Sicht!
Rang 3: Pascal fehlten auf Vitaly 53 Pt., auf Stefan nur deren 4 Pt.
Rang 5: Adi fehlten auf Pascal 30 Pt.
Rang 8: Raimund fehlten auf Adi 50 Pt.
Rang 13: Andi fehlten auf Raimund 150 Pt.
Rang 14: Peter fehlten auf Andi 45 Pt.
Rang 16: Walti fehlten auf Peter 45 Pt.
Die Punkte waren aber so hoch, dass ein sehr gutes Resultat drin liegen konnte.
Stunde der Wahrheit nach 2 Durchgängen und der Bauwertung:
Rang 4 Pascal > Hier war relativ klar, dass er sich nur noch halten konnte. Der Abstand nach vorn war zu gross.
Rang 7 Adrian > Durch seinen schlechten ersten Durchgang bestand potenzial nach vorne.
Rang 9 Raimund > hier waren noch Verschiebung nach vorn möglich
Rang 10 Andi > hier waren noch Verschiebung nach vorn möglich
Rang 14 Walti > Durch seinen schlechten ersten Durchgang bestand potenzial nach vorne.
Rang 15 Peter > Bei Peter ist immer alles möglich
Rang 22 Roger (13.5kg Klasse) hatte nur einen Durchgang auf dem Konto. Roger genoss trotz Pech einfach seine letzte WM!
3. Durchgang
Andi flog mit 2600 Pt. den besten Durchgang der Schweizer. Adi, Pascal und Walti zeigten gute Flüge, welche aber allesamt unter ihrem Niveau blieben. Raimund kassierte einen Nuller, weil sein Rad beim Start am Boden blieb.
Peter flog aus meiner Sicht sehr gut. Die Punktrichter sahen es leider anders.
Roger kassierte einen Nuller in einer Vertikalfigur, weil das Triebwerk erneut nicht optimal arbeitete.
Endabrechnung:
Mein Ziel war ein Podestplatz in der Nationenwertung und den 3 Jungpiloten in den „Top Ten“. Bei Raimund hatte ich dies sowieso erwartet.
Geworden ist es in der Nationenwertung Platz 3!
Pascal Thoma Rang 4. Gefehlt haben ihm 20 Pt. zum 3. Platz.
Adrian Senn Rang 5. Gefehlt haben ihm 19 Pt. zum 4. Platz
Andreas Schär Rang 9.
Raimund Wehrle Rang 10.
Walter Gähwiler Rang 11.
Peter Rütimann Rang 18.
Roger Thoma Rang Rang 13 (13.5 kg Klasse)
Fazit: Super Erfolg als Mannschaft!
Zukunft:
Wenn wir zukünftig vorne mitmischen wollen, brauchen wir zusätzlich neue junge Piloten die gute Modelle haben und vorne mitfliegen wollen. Wir brauchen dringend Piloten, welche in der kleinen Klasse mit gutem Material an den Start gehen wollen. Ich denke da an wenigstens 3 Piloten. Ohne Top Piloten in der kleinen Klasse wird es schwierig in der Nationenwertung auf dem Podest zu stehen. Es kommt auf die gute Durchmischung des Teams an. Das Wissen der bisherigen Leistungsträger (Piloten / Helfer) müssen wir für die Zukunft nutzen. Wir brauchen sie als Helfer und Coaches.
Das System mit den Trainingswochen sollte beibehalten werden, weil es hat aus uns ein zusammengeschweisstes Team gemacht. Für das Sommertraining müssen wir wegen der Temperaturen in Italien nach einer Alternative umschauen. Wir müssen versuchen unsere bisherigen Sponsoren zu behalten. Hier beginnt die Arbeit bereits jetzt.
Dank unseres neuen Teammitgliedes (Fotograph und Filmer) Markus Nussbaumer werden wir in diesem Bereich profihafter, was uns bei der Sponsorensuche helfen wird.
Reto Senn