4. August 2011: Nationen und Trends

titNationen und  Trends
Jet-WM Dayton 2011

Donnerstag 4. August, d.h. die WM ist in der Endphase und dauert nur noch wenige
Tage. Zeit für ein erstes „summarizing“!

Nationen


Russland, in erster Linie Vitali Robertus, hat die Messlatte für zukünftige Weltmeisterschaften äusserst hoch angesetzt. Seine Yak-130 ist bezüglich Fertigungsqualität, Ausführung und Komplexität schlicht perfekt und deshalb  für „normal sterbliche“ nahezu  ausser Reichweite.  Vitali hat vor allem in seinem 2. Wertungsflug gezeigt, dass er nicht nur ein komplexes Bauprojekt leiten kann sondern auch fliegerisch absolut dabei ist. Aufgrund seines gigantischen Baubewertungsvorsprung konnte er sich deshalb bereits frühzeitig als neuer Weltmeister der 20 kg Klasse feiern lassen.
Des Weiteren haben die Russen mit den beiden MIG-27 zwei weitere Flugzeuge an die WM gebracht, welche der YAK-130 beinahe das Wasser reichen. Im speziellen erwähnenswert ist an der MIG das aus Titanium gefertigte Fahrwerk und die Schwenkflügelmechanik. Mit Oleg Zahkarov ist des Weiteren ein erstklassiger Pilot am Steuer, was die Russen zu einem heissen Podestanwärter in der Nationenwertung macht.


Deutschland ist auch dieses Jahr wieder mit einigen Titelanwärtern angereist. So läuft es doch manchem Competitor kalt den Rücken hinab, wenn er sich fliegerisch mit Piloten wie Stephan Völker, Tommi Gleissner und Roy Puchtinger messen muss. Alles 3 germanischen Cracks haben denn sich auch keine Blösse gegeben und teilweise Traumflüge aus dem Hut gezaubert, alle Achtung! Für den WM-Titel reichen Top-Flüge und gute Baubewertungsnoten jedoch nicht mehr. Das Handicap aus der Baubewertung ist zu gross. Aber aufs Treppchen wird es einem der 3 Deutschen reichen und der Team-WM Titel ist in Griffweite!


Italien ist unter anderem mit Titelanwärtern wie Gianluca De Marchi und Sebastiano Silvestri  angetreten. Die G91 von Gianluca ist gigantisch, in Qualität wie Grösse. Toll, dass er derzeit auf dem 2. Platz liegt und erstaunlich, dass sich ein so grosses Flugzeug unter 20 kg realisieren lässt. Auch Sebas F-16 ist ein eye-catcher. Von Ralle aufgebaut ist ein Team am Werk, welches bautechnisch wie fliegerisch top ist. Sebas Flüge wurden allerdings trotz hoher Präzision nicht top gewertet. Basierend auf seiner Punktezahl wäre er ein Podestanwärter gewesen...! Italien hat jedoch noch alle Chancen auf eine Podestplatz in der Nationenwertung.


Wir Schweizer sind mit einer tollen Truppe angereist. Wie alle anderen WM-Jahre zuvor, sind wir wieder mit einem kompletten Team mit 6 Piloten und 6 Helfern vor Ort und haben mit unseren ca. 20 Supportern, Freunden und Bekannten die grösste WM-Truppe auf dem Platz. Das kleine Land wird in der Szene wahrgenommen, das ist gut so!!! Sportlich gesehen reihen wir uns wohl etwa auf dem 4. Platz ein. Eine kleine Ernüchterung aber nicht ganz unerwartet. Um einen vergleichbaren Aufwand bautechnisch zu betreiben , fehlt uns schlicht die Zeit oder wir sind nicht in letzter Konsequenz dazu bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Dies als Makel anzusehen wäre jedoch aus meinem Blickwinkel falsch, es nimmt uns einfach ein wenig die Chancen auf vorderste Plätze an der WM. Dennoch haben wir mit Raimund Wehrle einen Top Ten Kandidaten in unseren Reihen und von hinten drückt die Jugend. Adrian Senn mit Helfer Andreas Schär haben sich an dieser WM äusserst sympathisch und fliegerisch top dargestellt. Ebenso ist mein Helfer Niklas Hagen ein hoffnungsvoller Jungpilot, welcher Chancen hat, sich für die Nationalmannschaft zu qualifizieren. Nach der WM ist auch vor der WM! Ich würde mir wünschen, dass wir für die WM 2013 in der Schweiz wieder ein paar „unserer  tollen Jungs“ im Team haben. Ansonsten möchte ich an dieser Stelle verzichten auf eine detaillierte Beurteilung unseres WM-Pechs. Dennoch, Retos Hunter-Verlust und mein Fail Safe Turbinen-Absteller mit Modellbeschädigung waren Dämpfer zu Unzeit.


Des Weiteren...
South Africa, USA, China, Taiwan, Belgien, England, Holland, Thailand, Kanada runden meine Teambeurteilung ab mit den folgenden Worten; Top-Modellbauer, Top-Piloten, tolle Kameraden, great Spirit!

 


Trends
Was als Nächstes? Was für ein Modell soll ich bauen für die WM 2013 in der Schweiz? Was für Regelanpassungen wären sinnvoll? Wie gesagt, nach der WM ist vor der WM....


Natürlich sei jedem seine eigene Meinung gestattet, deshalb werden nachfolgend meine persönlichen Überlegungen dargestellt:


Modell
Selbstredend wäre für die „Schweizer WM“ ein „Schweizer Modell“ erstrebenswert. Da kommt mir die „PS Tiger F-5“ als erstes in den Sinn. Ebenso der Hunter ist ein eye-catcher, egal ob in Papyrus design wie von Reto Senn oder Patrouille Suisse von Roger Thoma. Nur, falls nicht jetzt schon ein Bausatz in entsprechender Grösse  auf dem Markt erhältlich ist, wird die Realisierung in 2 Jahren mit seriösem Flugtraining schwierig. Also eher Hunter als F-5...?! Ein eigenes Projekt, sprich ein eigenes Urmodell mit Formenbau usw. in dieser Zeit zu realisieren, würde grosse Ressourcen bedeuten. Also evtl. wieder mit dem bewährten Hawk antreten. Wir werden sehen...


Reglement
Die Jet-Gemeinschaft ist sich weitgehend einig, dass, falls ein Bonussystem weiterhin Bestand haben sollte, der Anteil von je 50% Flug- oder Bau- nicht überschritten werden darf. Ebenso stellt sich die Frage, ob der Bonus per heutiger Definition grundsätzlich sinnvoll ist. Um von Beginn weg einen allfälligen Verdacht auszuschliessen, die Bonusregelung könnte Piloten welche sich am Regelwerk austoben bevorteilen, würde ich sie ersatzlos streichen. Um jedoch  nicht irgendwelche unausgereiften Ideen in Unreine zu schreiben, möchte ich derzeit nicht ins Detail gehen. Damit wir in diesem Punkt weiterkommen ist jeder Pilot eingeladen, seine Vorschläge ans IJMC einzureichen.


So oder so, wir freuen uns auf eine tolle WM 2013 in Meiringen-Schweiz.


Herzliche Grüsse aus Dayton/OH
SJST/Martin Sannwald